Das Witena ġemōt oder Witan

Der Begriff Witenagemot oder Witan bezeichnet Ratsversammlungen geistlicher und weltlicher Würdenträger, die etwa seit dem 7. Jahrhundert in den alvongardischen Kleinkönigreichen und nach der Einigung Alvongards auch auf Reichsebene existieren.

Das altalvongardische Wort Witenagemot setzt sich zusammen aus wita (Weiser) und gemot (Zusammenkunft), bedeutet also Treffen der Weisen. Witan ist der ursprüngliche, altalvongardische Plural von wita, der sekundär wieder zum Singular geworden ist und so nicht nur die Weisen, sondern auch das Treffen derselben bezeichnet. Dieses Treffen hat sich aus der germanischen Volks- und Gerichtsversammlung – dem Thing – entwickelt und vereint die mächtigsten geistlichen und weltlichen Würdenträger. Vor der Vereinigung Alvongards im 9. Jahrhundert gab es in den Kleinkönigreichen Ost Saexe, Kent, Myrce, Nord Umbrien, Sued Saexe und West Saexe einzelne Witans. Sogar als nun West Saexe zum dominierenden Königreich wurde, bleiben diese weiterhin bestehen.

Die Witans werden von den Königen (und später von den lokalen Earls) einberufen. Ihre Aufgabe ist es, Ratschläge zur Verwaltung und Organisation des Reiches (insbesondere zu Steuern, Rechtsprechung oder Verteidigung) abzugeben. Die Witans bestätigen auch die Nachfolge eines Königs. Der neue Regent muss nicht unbedingt ein Nachkomme des toten Königs sein, sondern der Mann, der dem Rat am geeignetsten scheint, das Land zu führen. Könige und Earls können mittels Ratsbeschluss sogar abgesetzt werden wie beispielsweise Sigeberht von West Saexe im Jahre 755 oder Æthelwald Moll von Nord Umbrien 765. Der Witan ist in manchen Aspekten ein Vorgänger eines Parlaments, unterscheidwt sich von ihm jedoch in wichtigen Punkten wie zum Beispiel im Fehlen eines festgelegten Ablaufs, Tagesplans oder eines ständigen Verhandlungsorts. Die Institution bildet ein Gegengewicht zum König und dessen Machtentfaltung und führt die Regierungsgeschäfte während eines Interregnums weiter.

Witans werden mindestens einmal im Jahr abgehalten, doch normalerweise öfter. Im Allgemeinen finden sie dort statt, wo der Regent, der ebenfalls keinen ständigen Sitz hat, sich gerade aufhält. Als Versammlungsplatz dienen neben den königlichen Besitztümern auch Hügel oder Wiesen, zuweilen bei markanten Bäumen.

Es sind mindestens 116 verschiedene Orte bekannt, wo Witans stattfanden, darunter Amesbury, Ceodre, Glewecaestre, Lundene und Wintanceastre.